Bischof Werbs fragt in Rom zu "heißen Eisen": Muß das so sein? |
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Themen angesprochen wie "Künstliche Empfängnisverhütung", "Geschiedenenpastoral, "Frauen und hierarchische Struktur in der Kirche" |
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Vatikan (kna) - Heiß diskutierte Fragen wie das Verbot der Empfängnisverhütung, die hierarchische Struktur der Kirche oder die Art und Weise von Bischofsernennungen hat der Schweriner Weihbischof Norbert Werbs infrage gestellt. "Sollte man den Eltern nicht doch die Last der Unterscheidung von natürlichen und künstlichen Formen der Empfängnisverhütung von den Schultern nehmen? Ist diese Unterscheidung vom Evangelium gefordert?" fragte Werbs vor der Bischofssynode in Rom. Hier der vollständige und autorisierte Text der Rede: "Heiliger Vater! Brüder und Schwestern in Christus! Wir denken auf dieser Synode darüber nach, wie wir die Evangelisierung in den Ländern Europas fördern können. Es gilt, die Frohe Botschaft unverfälscht auszurichten, aber so, daß sie von den Menschen unserer Völker gehört und aufgenommen wird, und zwar als Frohe Botschaft. Diese Aufgabe ist nie endgültig gelöst. Die Kirche ist zu Gott immer unterwegs, in unterschiedlichen Zeiten, Völkern und Kulturen. Helfen wir uns dabei gegenseitig unter der Führung des Heiligen Geistes! Die Evangelisierung verlangt von der Kirche aber auch die ständige Selbstprüfung, ob sie den Menschen Lasten auferlegt, die ihnen die Frohe Botschaft verdunkeln und die der Herr nicht auferlegen würde. Zur Zeit der Apostel erkannte die Kirche, daß man den Heiden nicht die Last des jüdischen Gesetzes auferlegen dürfe, wenn sie sich zu Christus bekehren wollten. Diese Einsicht gewannen sie allerdings unter Schmerzen und Spannungen, waren doch die Apostel Israeliten, die in der Treue zum Gesetz lebten und die Frohe Botschaft als Juden aufgenommen hatten. Die Befreiung der Frohen Botschaft von geschichtlich, kulturell, philosophisch oder anders bedingten Lasten hat sich im Verlauf der Kirchengeschichte wiederholt. Sie wird sich im Verlauf der weiteren Geschichte fortsetzen und wohl immer mit Unsicherheiten und schmerzlichen Auseinandersetzungen verbunden sein. Die Kirche darf sich diesem Prozeß jedoch nicht entziehen, auch heute nicht. Sie soll die Frohe Botschaft ja zu allen Völkern in allen Zeiten tragen. Ich möchte deshalb auf einige Lasten aufmerksam machen, bei denen wir uns ernsthaft fragen müssen, ob sie so auferlegt werden dürfen. wie es gegenwärtig geschieht:
Ich weiß, daß ich mehr Fragen gestellt habe. als wir Antworten parat haben. Aber wir sollten für die Anfragen unserer Brüder und Schwestern und unserer Mitmenschen sensibel sein. Als Boten der Frohen Botschaft müssen wir ständig prüfen, welche Lasten wir im Namen Christi auferlegen müssen und welche wir von den Schultern der Menschen nehmen dürfen. |
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Aus dem Spiegel vom 15.12.1991 Kirche und Welt |
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